Das Erstgespräch und ggfs. weitere Vorgespräche dienen der Klärung der Frage, ob – und wenn ja, welche – Möglichkeiten für eine psychotherapeutische Behandlung gegeben sind. Dabei spielt eine besondere Rolle, ob Patient und Therapeut absehbar gut miteinander arbeiten, d.h., die persönlichen Voraussetzungen für ein gutes Arbeitsbündnis gegeben sind oder geschaffen werden können. Außerdem geht es um die Klärung der Gründe, deretwegen ein Patient eine Behandlung sucht, um die Aufklärung über die Möglichkeiten der Behandlung und deren Rahmenbedingungen.
So ist es sinnvoll, sich für diesen Klärungsprozess genügend Zeit, zu nehmen, zumal es sich bei der Entscheidung für eine Behandlung sehr häufig um einen lebensverändernden Schritt handelt, in den der Patient große Hoffnungen setzt.
1. Es besteht der Wunsch nach Behandlung und Einigkeit zwischen Patient und Psychotherapeut über den Weg; dann kann diese Behandlung vereinbart und – oft nach einer gewissen Wartezeit – damit begonnen werden.
2. Es besteht der Wunsch nach einer Behandlung und auch die Bereitschaft, miteinander zu arbeiten; aber es besteht Uneinigkeit über den besten Weg. Dann liegt ggfs. eine Phase des Nachdenkens vor den Beteiligten. Manchmal erweist es sich auch als hilfreich, wenn der Patient einen weiteren Psychotherapeuten aufsucht, um eine weitere Erfahrung zu machen und dadurch mehr Klarheit zu erhalten. Auch wenn dieser Schritt für viele Patienten schwer ist, weil er ja immer wieder mit einem neuen Sich-Einlassen auf eine Beziehung verbunden ist, kann er sehr sinnvoll sein.
3. Der Patient hat das Gefühl, nicht mit dem Psychotherapeuten arbeiten zu können oder zu wollen. Darüber zu sprechen, kann sehr wichtig und hilfreich sein und ein guter Psychotherapeut wird diese Möglichkeit für und im Sinne des Patienten nutzen: Nicht um ihn zu etwas anderem zu bewegen, sondern um ihm zu ermöglichen, die Gründe zu verstehen und dadurch eine möglichst gute Entscheidung für seinen Behandlungsweg treffen zu können. Immer ist für einen Patienten die Erfahrung wichtig, dass der Psychotherapeut mit kritischen, sogar ablehnenden Gefühlen des Patienten ihm gegenüber oder mit Enttäuschung über ihn konstruktiv und respektvoll umgeht.
4. Der Psychotherapeut hat das Gefühl, dass der Patient eine Behandlung braucht, er aber mit ihm nicht arbeiten kann oder will. Das kann sehr unterschiedliche Gründe haben, die ein guter Psychotherapeut sorgfältig prüft. Auch hier ist es wichtig, dass der Psychotherapeut den Patienten in verantwortungsvoller und konstruktiver Weise informiert und keinesfalls Unwahres bezüglich der Gründe sagt. Jeder Patient hat es verdient, dass sein Psychotherapeut sich mit gutem Gefühl für die Übernahme der Behandlung entscheidet.
© 2023 Ralf-G. Pötzsche | Impressum